Aus dem Deutschunterricht: Lyrik kreativ – „Wenn ich auf die Straße gehe, …“
Dass „Homeschooling“ auch im Deutschunterricht weit mehr sein kann als nur das Bearbeiten von Arbeitsblättern, die schematische Analyse von Gedichten und die Besprechung in Videokonferenzen haben die Schüler*innen des E-Kurses der Klasse 8.1 bewiesen. Zunächst vielleicht nicht bei allen intrinsisch motiviert, aber dann mit großem Engagement und Erfolg schrieben sie Gegengedichte. Denn im Gegensatz zu den Erfahrungen des lyrischen Ichs in Peter Schneiders „Auf der Straße“ begegnet den Schüler*innen viel Schönes, wenn sie zuhause auf die Straße treten. Anstelle von Vereinsamung, Feindschaft und fehlender Kommunikation rückt das Positive in den Fokus. Die folgenden drei gelungenen Gedichte wurden von dem Kurs als Sieger*innen ausgewählt.
Deutsch E-Kurs, 8.1 – Annika Dodenhof
Fenja Martens
Gegengedicht zu „Auf der Straße“
Wenn ich auf die Straße hinaustrete,
sehe ich Menschen Sachen machen,
Kinder kichern und lachen,
Ich sehe einen alten Mann auf einer Bank,
der seinen Morgencafé trank.
Alle sind gesund,
auch die Frau mit dem roten Mund.
Fröhlich sind alle sie,
Unglücklich? Das seien sie nie.
Alt und jung tanzen,
sowie im Wind die Pflanzen.
Keinem ist hier etwas peinlich,
alle sind glücklich augenscheinlich.
Keiner hat hier Angst,
hier auf den Straßen wird lieber getanzt.
Hier hält sich keiner zurück,
denn hier zählt nur das Glück.
Fenja Martens (8.1)
Annika Lina Schiller
„Auf der Straße“ – Ein Gegengedicht
Wenn ich auf die Straße gehe,
sehe ich Leute, die rufen „Juche“.
Sie schnattern wo sie gehen und stehen,
wie die Gänse, dass ich kaum mein Wort verstehe.
Kinder werfen ihren Ranzen
und tanzen.
Ein jeder ist beflügelt,
sie fühlen sich frei
und machen einen Freudenschrei.
Keiner ist gezügelt.
Sie genießen das Leben,
was könnte es Schöneres geben.
Während die Blumen sprießen
und die Gedanken ineinanderfließen.
Angstfrei gehen sie durch den Tag
und das ist was jeder mag.
Annika Lina Schiller (8.1)
Anonym
Gegengedicht zu „Auf der Straße“
Wenn ich auf die Straße hinaustrete,
sehe ich Leute, die sich kennen,
Gespräche, die überschwemmen,
sie essen genüsslich Süßbackwaren von Tante Kähte.
Ich sehe Menschen, die sich an ihrem Leben erfreuen
und rein gar nichts bereuen.
Sie bewegen sich
als wäre ein Fehler zu verkraften,
denn ihre Individualität sei niemand
anderem als ihnen selbst zu vermachten.
Sie gehen aneinander vorbei und grüßen sich,
denn Probleme miteinander haben sie nich.
Das Leben fühlt sich an wie in einer Großfamilie,
umarmt von einer süßen Lilie.
Anonym (8.1)