„Fabian. Der Gang vor die Hunde“ (E. Kästner)
Exzessives Treiben nach Lebenshunger bei Nacht, hartes Schuften in unterbezahlten Jobs bei Tag - das unmoralische Leben um 1920 in Berlin und mittendrin: ein Moralist, Fabian. Inwiefern sich dieser gegen die gesellschaftlichen und politischen Hürden zur Zeit der Weimarer Republik durchsetzen kann, wird in dem Stück „Fabian. Der Gang vor die Hunde“ von Erich Kästner illustriert. „Die Geschichte eines Moralisten“ - der Titel der Neuauflage - verfolgten auch die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in Begleitung ihrer Deutschlehrkräfte am Donnerstagabend, dem fünften Dezember 2019, im Theater am Dannhalm in Jever.
Trotz sehr erheiterter Stimmung durch die ein oder andere anstößige Szene des Nachtlebens, kam dennoch eine Erkenntnis zum Ausdruck, denn Kästner karikiert in seinem Stück die Situation kurz vor der nationalsozialistischen Machtübernahme, in der die Verdrossenheit des Alltags im Nachtleben unmoralisch verdrängt wird. Mit seiner Hauptfigur Fabian porträtiert er die Passivität derjenigen, die die gesellschaftliche Situation als problematisch erkannt haben und diese verändern könnten, die Chance jedoch nicht ergreifen. Die schauspielerische Leistung der Landesbühne Nord stieß auf universelle Sympathie und Honorierung und trug zu dem einmaligen, unvergesslichen Theatererlebnis bei.
Bericht von Janna Lüken, Q1