Projekttage vor den Sommerferien 2013:
Es ist mucksmäuschenstill im Klassenraum. Alle sitzen im Kreis auf ihren Stühlen und beobachten das Geschehen in der Mitte. Zwei Schülerinnen machen sich auf den Weg, ihre Aufgabe zu meistern. Sie sollen den Klassenraum diagonal durchqueren. Eine Kleinigkeit! Eine Kleinigkeit? In der Mitte der Strecke wartet David Eckert, Leiter des Cool-it-Projekts… „Ey, wo wollt ihr `n hin?“ „Trägst du immer so hässliche Pullis?“ „Bleibt doch mal stehn, Mädels!“ Verunsichern, provozieren, unangenehme körperliche Nähe erzeugen, mit diesen und anderen Mitteln macht David Eckert es den Schülerinnen schwer, die andere Seite des Raumes zu erreichen. Wie reagiert man auf sowas? Wie kann man ruhig bleiben? Wie sagt man höflich, aber bestimmt, dass man etwas nicht möchte? Wie lässt man sich nicht provozieren? Dies ist nur eine der vielen Übungen und Rollenspiele, die David Eckert in diesen Tagen mit allen 7. Klassen durchführt. Gewaltprävention ist das Thema dieser Projekttage.
Aber wie kann man vorbeugen? Indem man Selbstbewusstein, Gruppendazugehörigkeit, Vertrauen gegenüber anderen, das Hören auf die eigene Stimme uvm. fördert und trainiert. Und das tut David Eckert auf seine ganz eigene Art und Weise, mal laut, mal unverschämt, mal provozierend, mal leise, mal stumm – so zieht er die Schüler in seinen Bann. Sie lernen auch, wie Gewalt oder Konflikte entstehen – die Wippe, nenn David Eckert das. Einer wird beschimpft und fühlt sich dem anderen unterlegen, er muss nun was erwidern, damit er sich auch gut fühlen kann, dann meint der andere aber wieder, ihn beleidigen zu müssen… Die Wippe wippt, auf und ab, mal zum Vorteil des Einen, mal zu seinem Nachteil. Solche Situationen gibt es jeden Tag, überall. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man viel Stress und Streiterei vermeiden. Gewaltfreie Konfliktlösung ist das Ziel, soziale Kompetenz ist hierfür dringend notwendig. Das Wahrnehmen der eigenen Grenzen (Was bringt dich auf die Palme? Wie reagierst du?) und des eigenen Körpers, um dann andere so respektieren und akzeptieren zu können, wie sie sind.
Nicht nur David Eckert besucht in diesen Tagen die 7. Klassen, auch andere Referenten berichten über den Umgang mit Gewalt und was er bewirken kann. Zudem setzen die Schülerinnen und Schüler sich mit Cyber-Mobbing und den Folgen auseinander und stärkten ihr Gruppengefühl durch Teamspiele auf dem Schulhof: Alle Mitschüler blind einen Weg entlangführen, rohe Eier über eine Schlucht heil zum Nest bringen – dabei müssen alle über die Schlucht mit Tauen schwingen, eine Brücke mit Brettern über einen Säurefluss bauen und blinde Mitschüler über den Fluss führen uvm. Für die Mädchen wurde zudem noch ein Selbstverteidigungstag eingelegt. Ein rundum gelungenes Projekt zeigte zufriedene Schülerinnen und Schüler, die sich mit sich selbst, ihren Bedürfnissen und ihren Verhaltensweisen auseinandersetzten und auch viel über ihre Mitschüler und deren Bedürfnisse erfuhren. So lautete dann auch die Antwort einer Schülerin am Ende der Projekttage auf die Frage, was sie gelernt hat: „Noch mehr aufeinander achten, miteinander und nicht gegeneinander im Streit arbeiten und Probleme gemeinsam lösen, denn es gibt immer mindestens einen anderen, der vielleicht gerade das gleiche denkt wie ich, und das ist ja schon mal was, oder?“.