Aus der Geschichte lernen - Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs besuchen die Gedenkstätte Bergen-Belsen
Es ist Dienstag, auf unserem Stundenplan stehen heute einmal nicht die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch. Alles beginnt mit einer knapp dreistündigen Busfahrt: unsere Exkursion zur NS-Gedenk- und Dokumentationsstätte Bergen-Belsen. Der strahlende Sonnenschein brach durch die Fenster, sodass einige Schüler schon die Gardinen zugezogen hatten. Es dauerte nicht lange, bis der Bus neben einer trist wirkenden Fassade zum Stillstand kam. Das grau gehaltene Aussehen des Gebäudes fiel direkt ins Auge, als die Schüler des neunten Jahrgangs den Bus verließen. Inmitten der grünen Natur betraten sie durch die metallene Tür die Räumlichkeiten der Gedenkstätte.
Nach einer Aufteilung der Klassen erzählten die motivierten Gruppenleiter von dem Aufbau und der Entstehung des früheren Konzentrationslagers, über etliche Gefangene und über die Bedeutung der Lager für die Zukunft – beziehungsweise für die heutige Zeit. Nachdem die Schüler viele wertvolle Informationen erhielten, folgten sie zwischen Massengräbern mit Tausenden von Toten dem Weg zum Obelisken. Die Mittagssonne warf den Schatten auf die steinerne Gedenkwand, auf der die Schüler die verschiedensprachigen Gedenkzeilen zu entziffern versuchten. Als Zwischenziel zu den Gedenksteinen von Anne und Margot Frank kehrten sie in das „Haus der Stille“ ein - eine außergewöhnliche, gar sakral anmutende Architektur. Nach der gewünschten Schweigeminute der Schüler war das Podest – bedeckt von beschrifteten Steinen – ein Blickfang. Als fragende Blicke in den Gesichtern auftauchten, wurde erklärt, dass die Steine ein jüdischer Brauch seien, die als Aufmerksamkeit für die ermordeten Juden gelten. Viele Besucher der Gedenkstätte bringen aus diesem Grund entsprechende Steine mit, die sie vor Ort niederlegen. Schließlich wurde auch das „Geheimnis“ der grauen Fassade gelüftet: Eine Ausstellung mit persönlichen Gegenständen, Interviews und heimlichen Aufnahmen der Gefangenen. Bedrückende Kurzvideos waren im sogenannten "Filmturm" zu sehen. Trotz Erschöpfung versuchten alle noch einmal für das Gruppenbild ein Lächeln hervorzubringen, auch wenn es vor dem Hintergrund jener Eindrücke kaum möglich schien.
Bergen-Belsen ist ein internationaler Erinnerungsort. Mahnmale aus der Nachkriegszeit erinnern an die mehr als 70 000 Menschen, die hier zwischen 1941 und 1945 umkamen. Ein breites Bildungsangebot ermöglicht eine differenzierte Auseinandersetzung mit der komplexen Geschichte des Kriegsgefangenen- und des Konzentrationslagers Bergen-Belsen sowie mit der Wirkungsgeschichte nach 1945.
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