„Ihr wißt, auf unsern deutschen Bühnen probiert ein jeder, was er mag", schrieb bereits Johann Wolfgang von Goethe 1808 in „Faust", dem Markstein der deutschen Theatergeschichte, und festigte damit vielleicht schon den Grundsatz der Schülertheatertage, die wir rund 22 Schülerinnen und Schüler des Kursus' Darstellendes Spiel an der IGS Friesland Nord vom 37. Mai bis zum 2. Juni genießen durften.
Für viele Schüler des zwöflten Jahrgangs der Integierten Gesamtschule in Schortens war es ein Jahr des Theaters: Im Rahmen des DS-Kurses wurde neben Theoriemodulen wie Theatergeschichte und -formen die Patenklassenschaft zu Konstantin Küsperts Stück „Rechtes Denken" verwirklicht, die Schülertheatertage wurden besucht und als krönender Abschluss eines unvergesslichen Schuljahres führten wir Schüler das eigens umgeschriebene und ein Jahr lang geprobte Theaterstück „Die Welle" auf.
Sämtliche Projekte liefen dabei Hand in Hand, sodass die Schülertheatertage als weitere Inspiration für unser eigenes Stück dienten. Zu Beginn wurde das zwischen den Nachwuchsschauspielern herrschende Eis mit dem Hammer zerschlagen und so stellten die Gastschauspieler Nobesuthu Rayi und Xabiso Zweni vom Opera House Port Elizabeth ein völlig neues Warm-Up vor: Slap the Monkey. Während des simplen Spiels geht es eigentlich nur darum, seine Mitspieler auf den Po zu slappen und den eigenen zu schützen, was sämtliche Hemmungen zunichtemachte und (fast) allen unerwartet viel Spaß bereitete. Anschließend durchliefen wir in gemischten Alters- und Schulgruppen verschiedene durch professionelle Schauspieler geleitete Workshops, wie zum Beispiel Schauspiel, Improvisation, Stimme und Akrobatik, wo nicht nur Turnen, sondern auch Theaterkampf geprobt wurde, und einige Ohrfeigen näher an die Gesichter reichten als zuvor geplant war. Die „Nachtruhe" wurde auf dem Heimschiff Arcona abgehalten und dank der dünnen Wände wusste hinterher so manch einer mehr als er eigentlich wollte. Im Laufe der beiden Abende wurden Die Werwölfe von Düsterwald zu einer Tradition, die sich bis spät in die Nacht nicht stoppen ließ und unser kleines Ensemble wuchs enger zusammen denn je. Am Samstagnachmittag durften wir endlich auf die richtig große Bühne im TheOs und präsentieren, was wir im Vorfeld gelernt hatten. In wenigen Stunden sollten wir eine Szene entwickeln, diese proben und letztlich – na klar – auch aufführen. Zu der Werkschau erschienen zahlreiche Angehörige und auch einige unserer Lehrer wollten sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Wie bereits zuvor trafen wir uns nach den Theatertagen regelmäßig zu Nachmittagsproben für „Die Welle" und spürten mit jeder vergangenen Stunde, wie wir als Schauspieler wuchsen, unser Stück wuchs und wir mit ihm.
Es war schlichtweg ein großartiges Jahr. Wahrscheinlich das beste, das wir je hatten. Unser aller Dank gebührt großartigen Menschen, die das möglich gemacht haben: dem Förderverein der IGS Friesland Nord, den wundervollen Menschen von der Landesbühne, einer grandiosen Lehrerin und ihrem Mann, der uns stets die Augen für neue Perspektiven geöffnet hat, aber auch einem Goethe, einem Konstantin Küspert und allen anderen, die Theater zu dem machen oder gemacht haben, was und wie es heute ist. Von Herzen vielen Dank!
Unsere Truppe wird selbstverständlich nicht zerfallen, sondern in der inoffiziell und liebevoll getauften Arbeitsgemeinschaft Die Theaterwölfchen bestehen bleiben, der sich im kommenden Schuljahr alle Schüler aus den Jahrgängen 10-13 anschließen können. Denn seien wir mal ehrlich: In jedem von uns schlummert ein Herz für's Theater.
Von Dominik Schrage