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„Die Welle“ – Wenn Realität und Fiktion verschmelzen

Was der Kurs „Darstellendes Spiel“ der IGS - Friesland Nord schon vor Wochen prophezeite, wird heute bittere Realität: Schon seit einigen Tagen marschieren rechtsextreme Demonstranten durch die Chemnitzer Innenstadt, um die Ideale des Nationalsozialismus wieder aufleben zu lassen.

Ein ähnliches Szenario spielte sich vor einigen Wochen in einem Klassenzimmer der IGS Friesland Nord ab, als der Kurs des 12. Jahrgangs seine Werkschau präsentierte: Da eine erneute Auseinandersetzung mit der Thematik des Nationalsozialismus im Rahmen des Geschichtsunterrichtes bevorsteht, dies den Schülern jedoch zu eintönig erscheint, plant der Lehrer ein Sozialexperiment, um den Schülern diese Materie auf möglichst authentische Art und Weise nahezubringen.

An der Spitze dieser eigens von den Schülern umgeschriebenen Inszenierung „Die Welle“, die mit den echten Namen der Schüler und der Schule spielt, steht der Geschichtslehrer und Impulsgeber Nico Wehneit, welcher sich von Beginn an hervorragend in seine komplexe Rolle hineinversetzen kann. Das von ihm angeordnete, anfänglich noch harmlos erscheinende Marschieren durch das Klassenzimmer sowie die Begrüßungsformel in Form einer Welle mit dem prägenden Leitspruch „Stärke durch Disziplin! Stärke durch Gemeinschaft!“ stoßen bereits zu Beginn auf ausdrückliche Gegenstimmen. Diese Kontrahenten zeigen ihre gezielte Abgrenzung zu den in schwarz gekleideten Sympathisanten der Bewegung mit dem Tragen eines weißen T-Shirts und entfachen damit einen Kontrast, der größer nicht sein könnte. Eine eindrucksvolle Entwicklung zeigt sich auch in der von Keno Kienetz gespielten Figur des Außenseiters, welcher sich anfangs noch gut mit dem Gemeinschaftsgefühl der „Welle“ identifizieren kann. Im weiteren Verlauf gerät das Projekt jedoch zunehmend außer Kontrolle und erscheint einigen Eltern, Lehrern und der Schulleiterin immer Besorgnis erregender. Die Bewegung wird größer und einige Schüler, darunter auch Keno, beginnen das anfängliche Schulexperiment auf radikale Weise auszuleben – es kommt zu Ausgrenzung, Verfolgung, Gewalt. Auf Grund dessen veranlasst der Lehrer die Auflösung des Experimentes, um Schlimmeres zu verhindern – zu spät. Am Ende des Stückes berichtet ein verstörter Keno von seinem Amoklauf an der Schule und entblößt sich vor dem Publikum, um diesem seine psychische Entkräftung zu offenbaren. Dieser Schluss ließ alle Zuschauer vor Schock gefesselt auf ihrem Platz sitzen.

Eins ist jedoch sicher: Diese beeindruckende individuelle Inszenierung sowie die herausragenden schauspielerischen Leistungen bleiben noch lange in den Köpfen der Zuschauer bestehen. Denn gerade die aktuellen Fernsehberichte demonstrieren, dass wir alle von der gefährlichen Wirkungskraft derartiger Bewegungen umgeben sind.

Es spielten: Denise Bohemann, Lea-Marie Busch, Julia Claaßen, Melissa Deibert, Emilie Drees, Lena Engel, Isabel Esser, Vivien Fischer, Melissa Incekan, Neele Jakobs, Keno Kienetz, Sarah Mennen, Antje Oldenettel, Patricia Pieper, Renja Popen, Anne Schiller, Julia Schossow, Dominik Schrage, Jessica Wandler, Nico Wehneit

Leitung: Gesche Wittkowski

Bericht von: Hannah Köhring & Pia Heidmann, Q2

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